Renate Richter startete am dritten der 8 Meisterschaftstage in ihr Wettkampfprogramm. Im beeindruckenden „Altice Forum“ des im Westen Portugals gelegenen Braga stand ihre Paradedisziplin der Hochsprung auf dem Programm. Und natürlich war der Titel in der Klasse der Damen 70+ angestrebtes Ziel. „Ich habe gut trainiert und nun einen stabileren Anlauf-Absprung Übergang“, ihre selbstbewusste Aussage vor dem Wettkampf. Mit dieser Sicherheit ging sie auch in die Meisterschaft. Sehr früh, bei 1,02 in den Wettkampf eingestiegen, hatte sie erst bei 1,14m einen Fehlversuch, bevor sie die Höhe im Zweiten sicher bewältigte. Ihre ärgste Kontrahentin Marjeta Cad aus Slovenien konnte diese Höhe nicht mehr überwinden. Mit dem gesicherten Gold in der Tasche springt es sich leichter, schien nun die Devise der Sölterin. Denn die nun folgenden 1,17m schaffte die noch 70jährige auf Anhieb. Nach dem ersten knapp gescheiterten Versuch über 1,20m, ging sie mit langer Konzentration an den Zweiten. Es folgte ein dynamischer Anlauf und ein Sprung bei dem nahezu alles passte. Ohne Berührung meisterte sie die Höhe. „Ich kann mich nur noch an den Ablauf und die Landung erinnern. Irgendwie muss alles gestimmt haben, ich kann es kaum fassen“, ihr glücklicher Rückblick. Mit 1,20m ist sie sogar höher als bei ihrem M70 NLV-Landesrekord (1,18m) aus dem letzten Jahr gesprungen. Die Europameisterschaft im friedlichen Wettstreit, in einer Zeit in der es alles andere als friedlich zugeht, war der Lohn für sie.
Zwei Tage später qualifizierte sie sich im 60m Vorlauf für das Finale und verfehlte im Endlauf in guten 10,65 Sekunden als vierte nur um 2 hundertstel Sekunden die Bronzemedaille. Schon bald stand der 200m Vorlauf auf dem Programm und auch hier qualifizierte sich Richter fürs Finale. Und auch auf der Hallenrunde, die im Gegensatz zur Stadionrunde (400m) nur 200m misst lief sie als vierte über die Ziellinie. Mit ihren 37,53 Sekunden hatte sie sich zudem für das Deutsche 4x200m Staffel-Team qualifiziert. Im Staffelrennen am letzten Meisterschaftstage sollte es nach der Goldenen und zwei vierten Plätzen nochmals Edelmetall für die Athletin des SV Union geben. In 2:38,40 lief sie mit dem Team Deutschland hinter den siegreichen Spanierinnen in der Klasse 65+ abermals mit Silber aufs Podest.
Mas/Manfred Spittler