Staffel-Seniorenweltmeisterin Renate Richter war trotz ihrer Knieverletzung mit der Hoffnung auf Edelmetall, genährt durch die Deutschen Jahresbestleistung von 1,15 im Gepäck, in die westfälische Stadt gefahren. Doch zu ihrer Spezialdisziplin sollte sie gar nicht mehr antreten. Zum Auftakt standen für sie die 100m auf dem Programm. Auch in dieser Disziplin gehört die 72jährige zu den Besten ihrer Altersklasse im DLV. Schon beim Einlaufen machte sich das Knie unangenehm bemerkbar und die Versuche vor dem Rennen aus dem Block zu laufen verhießen schon nichts Gutes. Kurz nach dem Startschuss kam das Aus. Renate Richter verließ mit Tränen in den Augen und schmerzverzerrtem gesicht das rote Oval und schlussfolgerte: „Die Verletzung ist so krass, das ich auch den Hochsprung und die 200m vergessen kann.“
Und wie dicht Freud und Leid nebeneinander liegen erlebte Vereinskameradin Melanie Bremer, die ihre Vereinskameradin tröstet. Die in der Klasse W45 startende Speerwurfspezialistin gehört ebenfalls zu den Besten des Landes. Auch ihre Vorbereitung verlief nicht optimal. Der Umfang ihrer Trainingswürfe vor der Meisterschaft war einfach zu gering. Der erste Wurf segelte auf 25,35. Die gewünschte Wurfharmonie fehlte noch. Die Favoritin Stefi Schöler VfL Pirna-Copitz 07 schleuderte hingegen gleich zum Auftakt den Speer auf 32,36m, somit schienen die Fronten klar abgesteckt. Doch die auf dem Silberrang liegende Melanie Bremer steigerte sich fortan von Versuch zu Versuch bis auf 28,16. Und im sechsten und letzten Versuch legte die Sölterin noch einmal all ihre Kräfte. Bremer traf das 600g schwere Gerät fast optimal, der Speer segelte weit und selbst die führende Schöler schaute für einen Moment etwas ungläubig drein. Alsbald erschien auf der Anzeigetafel die Weite. Die starken 31,17 hatten zwar an der Rangfolge hatte sich nichts geändert, doch Melanie Bremer durfte über die Deutsche Vizemeisterschaft und einen neuen M45 Kreisrekord jubeln.
Der starke Mann im Team, Martin Graumann, startete in den Kugelstoßwettbewerb der Klasse M40 mit 10,76m und lag nach dem ersten Durchgang auf Platz sechs. Auch nach einer Steigerung auf 11,29m und später 11,47 lag er auf den „Sechsten“. Doch im sechsten und letzten Versuch steigerte er sich auf starke 11,83m und Platz vier. „Ich freue mich riesig über den sogenannten undankbaren „Vierten“. Bronze war 40cm entfernt, doch nächsten Jahr könnte es in der M45 eine Medaille werden“, sein Resümee.
Mas/ Manfred Spittler